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„Als wäre das alles gestern geschehen“
Tschechische Zeitzeugen des NS-Unrechts durch das Objektiv von Karel Cudlín

Die Unterstützung und Würdigung überlebender Opfer des NS-Terrors bekam der Zukunftsfonds schon mit der Deutsch-Tschechischen Erklärung von 1997 in die Wiege gelegt, auf deren Grundlage er entstand. In unseren ersten zehn Jahren beteiligten wir uns im Geiste dieser Erklärung an mehreren Entschädigungsprojekten für ein breites Spektrum von Betroffenen – von Opfern rassistischer Verfolgung wie Juden und Roma über einstige politische Häftlinge bis hin zu Zwangsarbeitern. Dass die Mehrzahl der Zeitzeuginnen und Zeitzeugen diese Gesten der Demut und Entschuldigung angenommen hat, war für die deutsch-tschechischen Beziehungen von großer Bedeutung.

Unser Interesse am Schicksal von Menschen, die während des NS-Regimes verfolgt wurden, ist auch in den darauffolgenden Jahren nicht versiegt – zumal aus den beruflichen Kontakten nicht selten persönliche Freundschaften entstanden sind. Davon zeugt auch das Buch „Als wäre das alles gestern geschehen“, das dieser Ausstellung zugrunde liegt. Wir haben es 2021 anlässlich eines Festkonzerts zu Ehren der Überlebenden und Opfer des Nationalsozialismus herausgegeben. Eingeleitet wird es von einem aufrüttelnden Essay der Schriftstellerin Radka Denemarková. Der bekannte tschechische Fotograf Karel Cudlín hat dazu sensible und unverfälschte Porträtaufnahmen von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen geschaffen, die die persönlichen Erinnerungen und Lebenscredos der Porträtierten begleiten.

Poesiomaten in der Sudeten- und Literaturlandschaft

Poesiomaten sind eine Art sprechende Skulpturen, Periskope über der Alltagsoberfläche. Die aus ihnen tönenden vielfältigen Stimmen und Klänge rufen das kulturelle Erbe von Deutschen und Tschechen in Erinnerung. Sie laden zum Entdecken der Grenzregionen ein, die einst von deutscher Bevölkerung bewohnt waren. Und sie zeigen, wie Menschen aus beiden Ländern bei der Rettung dortiger Baudenkmäler zusammenarbeiten – oft auch mit Unterstützung des Zukunftsfonds. Auf dem Bürgerfest haben drei neue Poesiomaten Premiere. Zwei davon kehren anschließend nach Tschechien zurück, an Orte, die symbolisch für die Wiederbelebung der Grenzregion nach 1989 stehen: in das nach 1945 verschwundene Dorf Königsmühle im Erzgebirge und zum Kloster Hejnice im Isergebirge. Nur der dritte Poesiomat überquert die Grenze, um für immer in Deutschland zu bleiben. Und auch sein Inhalt ist außergewöhnlich: Drehen Sie an der Kurbel und lassen Sie sich vom Reichtum der deutschtschechischen Schnittpunkte in Poesie, Literatur und Politik überraschen! Der dritte Poesiomat zeugt auch von der Arbeit des Fonds, der viele davon durch seine Förderung von Übersetzungen und deutsch-tschechischen Publikationen vermittelt hat. Die Begleitausstellung mit Fotografien von Karel Cudlín gibt einen Eindruck von der Atmosphäre der ersten sieben Poesiomaten, die 2022 in der ehemaligen Sudetenlandschaft aufgestellt wurden.

„Poesiomaten in der Sudetenlandschaft“ ist ein gemeinsames Projekt von Ondřej Kobza und dem Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds unter finanzieller Beteiligung der Gesellschaft PPF Group.